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Sofuoglu über das Leben, den Sport, die Zukunft, Familie und Weltmeister-Titel

Wednesday, 30 November 2016 10:04 GMT

Der fünffache Weltmeister spricht über sein Leben und das gerade zu Ende gehende Jahr, in dem er erneut Weltmeister wurde.

"Zu Beginn meiner Karriere war es mein Traum, eines Tages in der Supersport-Weltmeisterschaft zu fahren und vor ein paar Wochen habe ich meinen fünften WM-Titel geholt. Das ist mehr, als ich erwartet habe und ich bin sehr froh über das, was ich erreicht habe. Fünf, das ist etwas Besonderes, das ist wie der Verleihung von fünf Sternen. Mir gefällt das sehr."

Der fünffache Supersport-Weltmeister Kenan Sofuoglu stellte sich WorldSBK.com zum Interview, um über seine neuerliche Rekord-Saison zu reflektieren. Aber dieses Jahr gab es für den Türken nicht nur Champagner und Rosen, wie er zugibt. Der Start in die Saison war schwer.

"Wir sind letztes Jahr Weltmeister geworden und waren auch auf Phillip Island vorn dabei", so Sofuoglu. "Dann bin ich mit einem Sturz in die Saison gestartet. Ich musste also mit Minus 25 Punkten anfangen, was es noch schwerer machte, weil mein Teamkollege mit eben 25 Punkten vorn lag und Randy war die ganze Saison über sehr konstant. Ihn einzuholen und in der Tabelle an ihm vorbei zu gehen, das war keine einfache Sache. Aber wir hatten eine sehr gute Saison und das Team hat sehr gut gearbeitet. Ehrlichgesagt denke ich, dass wir diesen Titel dieses Jahr verdient haben."

Schon beim Lauf in Magny-Cours hatte der 32-Jährige die erste Chance auf die Titelverteidigung. 53 Punkte lag er vor seinem Teamkollegen Randy Krummenacher. Doch in Frankreich hatte der Puccetti Racing Kawasaki Pilot aus der Türkei noch Pech.

"In Magny-Cours war es sehr enttäuschend. Viele Freunde und Fans waren da und alles war vorbereitet, die T-Shirts waren bereit, die Fahne war bereit", so Sofuoglu. "Dann bin ich völlig unerwartet im Rennen gestürzt und ich war raus und konnte den Titel dort nicht holen. Später habe ich es dann als Positiv angesehen, dass Randy das Rennen nicht gewinnen konnte. Wenn er das Rennen gewonnen hätte, hätte ich in Jerez beim nächsten Lauf viel mehr Stress gehabt. Aber am Ende hatte ich doch noch einen großen Vorsprung. Damit war der Titel dann eben nur um zwei Wochen verschoben."

Manchmal muss sich Sofuoglu aber auch Kritik anhören, er würde nicht immer sauber fahren und kämpfen. Seinen Fahrstil verteidigt er aber, gerade im Kampf gegen seinen härtesten Rivalen – und Teamkollegen – Krummenacher.

"Die Fights mit Randy sind immer sehr gut verlaufen", so Sofuoglu. "In Assen haben wir uns nicht berührt und trotzdem ist er von der Strecke abgekommen. Aber das ist Teil des Rennsportes. Ehrlich gesagt aber, war es in Assen und Malaysia für uns zwei schon etwas haarig in einer gemeinsamen Box, denn wir lagen ja eng beieinander."

 "Ich glaube aber, dass das ganz normal ist, wenn du zwei Fahrer hast, die um die Meisterschaft fahren, zwei Fahrer, die um den Titel kämpfen, dieses Stresslevel ist am Maximum und aus diesem Stress können Situationen entstehen, die für beide Fahrer schwierig sind. Wenn wir jedes Jahr und in jedem Rennen kämpfen und uns berühren, dann ja, dann kann man mich als schmutzigen Fahrer bezeichnen. Aber das ist nicht der Fall. Am Ende des Tages kämpfe ich, um Rennen zu gewinnen und nicht um den 30. Platz."

Sofuoglu erklärte weiter, wie stressig es für Fahrer in den Rennen sein kann und dass er diesem Druck gegenüber nicht immun ist.

"Rennen fahren bedeutet Stress", sagt er. "Wenn man sich das nur im TV anschaut, kann man das nicht verstehen, aber wenn du auf dem Motorrad sitzt, hast du eine Menge Stress. Ich denke, dass die Fahrer miteinander schwierige Zeiten haben können und wenn das ein, zwei Mal im Jahr passiert, dann ist das einfach normal. Ich habe jedes Jahr ein oder zwei schwierige Situationen mit anderen Fahrern, aber am Ende ist es mir sehr wichtig, dass wir trotzdem Freunde sein können. All die Fahrer, mit denen ich um Weltmeisterschaften gekämpft habe, sind meine Freunde. Das ist ein sehr wichtiger Punkt."

Auch 2017 wird Sofuoglu wieder in der Supersport-WM an den Start gehen. Die Frage steht: Was kommt als nächstes, nachdem er nun schon fünf WM-Titel auf dem Konto hat.

"Im Moment sieht es so aus, dass ich gewinne und dass ich Weltmeister bin", sagt er. "Nächste Saison müssen wir sehen, wie es läuft und ob ich noch stark sein kann und mein Boss bei Kawasaki sagt: 'Kenan, wir wollen dich auf dem Motorrad', warum sollte ich da nicht weiter machen? Wenn ich nicht gewinnen kann oder nicht glücklich bin und keinen Spaß mehr an Rennen habe, dann bedeutet das, dass die Zeit gekommen ist, um aufzuhören. Am Ende des Tages, wenn ich mit fünf Weltmeister-Titel gehe, dann ist das mehr, als ich mir jemals erhoffen konnte und mehr als ich erwartet habe. Aber im Moment habe ich noch Spaß am Racing, also mache ich weiter."

Privat musste Sofuoglu in seinem Leben einige Rückschläge hinnehmen, immer und immer wieder. Doch seine Familie gibt ihm Kraft und steht voll und ganz hinter ihm.

"Ich wisst, ich habe im Leben viel verloren, aber es hat mir auch viel gegeben. Ich komme aus einem kleinen Motorradladen, wo ich nur ein Arbeiter war. Ich habe meine Rennfahrer-Karriere sehr spät begonnen und ich habe fünf Mal gewonnen. Natürlich brauchst du von deiner Familie eine gute Unterstützung, um das zu schaffen und auch wenn ich viel verloren habe, habe ich auch viel bekommen."

"Meine Frau unterstützt mich immer und auch die Familie meiner Frau und meine eigene Familie. Dann hatten wir letztes Jahr ein Kind, welches wir verloren haben. Das war ein sehr schwieriger Punkt, aber dieses Jahr haben wir noch ein Kind bekommen und er lacht immer sehr viel, darum, wisst ihr, das Leben ist so, es gibt Höhen und Tiefen. In meinem Leben ist sehr viel passiert, aber ich bin glücklich über das, was ich habe."